Jetzt hat sich auch das Wochenmagazin Spiegel einmal dieses interessanten Themas angenommen, das die Bau-Praxis und andere Medien bereits mehrfach im Auge hatten. In der Spiegel-Ausgabe vom 25. Juni (Ausgabe 26/2012) steht ein interessanter Bericht von den unbekannten bzw. unbeachteten Gefahren, die durch geschäumte Wärmedämmstoffe an und in unseren Gebäuden ausgehen. Basierend auf Erfahrungen von Fachleuten wie Bausachverständigen oder Feuerwehrleuten sowie Ergebnissen technischer Untersuchungen, die nicht von Produzenten oder Lobbys in Auftrag gegeben wurden, wird hier ein nicht ganz so positives Bild von Dämmstoffen aus Expandiertem Polystyrol (EPS, Styropor) sowie Phenolharzschaum gezeichnet.
Die Hersteller sagen aber alle, dass ihre Produkte völlig unbedenklich sind und für alle denkbaren Anwendungen – so sie denn sachgerecht und fachgerecht ausgeführt werden – auf Herz und Nieren getestet wurden. Und selbstredend auch alle Tests mit Bravour bestanden haben. Wenn jedoch die Medien mit den Aussagen in ihren mittlerweile en masse veröffentlichen Berichten und mit ihren fachlich kundigen Quellen Recht haben, steht es um die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit vieler Dämmstoffe gar nicht so gut, wie durch etliche Tests offenbar nachgewiesen. Wem soll man denn da bitte noch Glauben schenken?
Zudem werden von den Medien immer wieder neue Erkenntnis aus unabhängigen Testberichten ausgegraben, die für die Hersteller und ihren Absatz eigentlich recht unangenehm sein müssen. Wie zuletzt vom Spiegel. Hier geht es nicht nur um diverse Brände von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS), die mit Styropor hinter der Putzschicht gedämmt wurden. Es geht auch nicht nur um die Diskussion, in wie weit ein aus Erdöl hergestellter Dämmstoff wirklich schwer entflammbar sein soll oder Brandriegel wirksam sind. Auch nicht um die Tatsache, dass Styropor im Brandfall glutheiß abtropft und sich je nach verbauter Menge am Boden Feuerseen bilden. Ein alter Hut ist auch die Entwicklung von giftigen Gasen, die durch den Brand von Styropor entstehen. Gegen alle diese Argumente wurde vom Industrieverband Hartschaum (IVH) auch schon einen Tag nach Erscheinen des Artikels im Spiegel eine Stellungnahme zu den Brandrisiken von Styropor veröffentlicht.
Der Artikel des Spiegels berichtet vielmehr über die neue Wunderwaffe gegen Energieverluste am Bau: Phenolharzhartschäume. Dieser Dämmstoff aus Phenolharz, der von der Firma Kingspan seit ein paar Jahren in Deutschland vertrieben wird und auch von der Isover-Tochter Weber in deren WDVS eingesetzt wird, soll demnach weniger wunderbar sein, als Kingspan es in der Werbung zum Produkt seinen Kunden beschreibt. Dort geht es vornehmlich um niedrige Wärmeleitfähigkeiten, lange Lebensdauer, hohen Brandwiderstand und eine leichte Verarbeitung.
Leider verschweigt Kingspan seinen Kunden scheinbar ein paar wichtige Details. Ich meine damit nun nicht die angeblich korrosionsfördernden Eigenschaften von Phenolharzschaum. Das hat man nach Herstellerangaben gut in den Griff bekommen. Vielmehr geht es um das gesundheitsgefährdende Potential des Dämmstoffes. Dazu gibt es offensichtlich unabhängig in Auftrag gegebene Gutachten und Untersuchungen, die bei Phenolharzhartschaum sowohl bei der Verarbeitung als auch im eingebauten Zustand Probleme offen legen.
Am Freiburger Institut für Umweltchemie fand man demnach heraus, dass der Abrieb einer Dämmstoffplatte am menschlichen Körper zu Verätzungen führen kann. Dabei kann die Haut betroffen sein, wenn man schwitzt, oder die Augen, wenn der Staub des Abriebes dorthin gelangt. Denn in diesen Fällen entsteht Ameisensäure, deren ätzende Wirkung irgendwo zwischen Essigsäure und Salzsäure anzusiedeln ist. Das wäre durchaus ein Punkt, den man als Hersteller zum Schutz der Verarbeiter auch in seine Produktbroschüren aufnehmen könnte.
Darüber hinaus entdeckte man, dass bei der Verarbeitung von Phenolharzhartschaum auch 2-Chlorpropan freigesetzt wird, das zwar in früheren Zeiten als Narkosegas eingesetzt wurde, jetzt aber von der EU als gesundheitsschädlich eingestuft wird. Auch diese Begleiterscheinung wird von Kingspan nicht erwähnt, was allerdings auch daran liegen kann, dass die chemischen Tests, die für einen Dämmstoff wie Phenolharzschaum durchzuführen sind, gesetzlich gar nicht dafür ausgelegt sind, 2-Chlorpropan zu entdecken. Wie also sollte der Hersteller davon wissen? Merkwürdig nur, dass 2-Chlorpropan bei der Herstellung von Phenolharzschaum auch als Treibmittel verwendet wird und Kingspan das Freiburger Institut abgemahnt hat. Dessen Mitarbeiter mussten sich daraufhin verpflichten, bis zum Prozessende keine Aussagen mehr über die entdeckten Schwächen der Produkte von Kingspan zu machen.
Anstatt also mit den Wissenschaftlern zusammen zu arbeiten und gemeinsam nach möglichen Lösungen zu suchen, kehrt man die Erkenntnisse lieber unter den Teppich und lässt die Verbraucher im Unklaren über die Konsequenzen des Einsatzes von Dämmstoffen wie Styropor oder Phenolharzschaum. Dabei gibt es zunehmend Berichte, nach denen sehr hohe Konzentrationen von 2-Chlorpropan auch in Innenräumen von Kindertagesstätten und Schulen festgestellt wurden, in denen zuvor Phenolharzhartschaum als Dämmstoff verbaut wurde. Untersuchungen führten in diesen Fällen zum Ergebnis, dass die Dämmstoffplatten ausdünsten. Tests am weltweit anerkannten Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) in München, die vom Hersteller Kingspan in Auftrag gegeben worden sind, bestätigen jedoch die unbedenkliche Anwendbarkeit von Phenolharzschaum in Innenräumen. Getestet wurde vollkommen vorschriftskonform, wonach 2-Chlorpropan zwar gemessen aber nicht bewertet wurde/werden musste.
Hier stellt sich mir die Frage, warum der Gesetzgeber nicht reagiert. Scheinbar sind die Testverfahren zur Feststellung von Brandeigenschaften von Wärmdämmstoffen für den Realfall nicht immer aussagekräftig. Ebenso wenig scheint die Liste von Chemikalien vollständig zu sein, nach der man in Wärmedämmung nach Gesundheitsgefahren sucht. Hersteller, die einen gewissen Wert auf jährlich zu berichtenden und womöglich auch steigenden Profit legen, werden freiwillig bestimmt nicht nach solchen potentiellen Gefahren suchen. Da muss man sie schon wirklich mehr als nett bitten.
Also: Bitte, bitte, liebe Hersteller von Phenolharzhartschaum, Styropor & Co…
Die Hersteller sagen aber alle, dass ihre Produkte völlig unbedenklich sind und für alle denkbaren Anwendungen – so sie denn sachgerecht und fachgerecht ausgeführt werden – auf Herz und Nieren getestet wurden. Und selbstredend auch alle Tests mit Bravour bestanden haben. Wenn jedoch die Medien mit den Aussagen in ihren mittlerweile en masse veröffentlichen Berichten und mit ihren fachlich kundigen Quellen Recht haben, steht es um die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit vieler Dämmstoffe gar nicht so gut, wie durch etliche Tests offenbar nachgewiesen. Wem soll man denn da bitte noch Glauben schenken?
Zudem werden von den Medien immer wieder neue Erkenntnis aus unabhängigen Testberichten ausgegraben, die für die Hersteller und ihren Absatz eigentlich recht unangenehm sein müssen. Wie zuletzt vom Spiegel. Hier geht es nicht nur um diverse Brände von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS), die mit Styropor hinter der Putzschicht gedämmt wurden. Es geht auch nicht nur um die Diskussion, in wie weit ein aus Erdöl hergestellter Dämmstoff wirklich schwer entflammbar sein soll oder Brandriegel wirksam sind. Auch nicht um die Tatsache, dass Styropor im Brandfall glutheiß abtropft und sich je nach verbauter Menge am Boden Feuerseen bilden. Ein alter Hut ist auch die Entwicklung von giftigen Gasen, die durch den Brand von Styropor entstehen. Gegen alle diese Argumente wurde vom Industrieverband Hartschaum (IVH) auch schon einen Tag nach Erscheinen des Artikels im Spiegel eine Stellungnahme zu den Brandrisiken von Styropor veröffentlicht.
Der Artikel des Spiegels berichtet vielmehr über die neue Wunderwaffe gegen Energieverluste am Bau: Phenolharzhartschäume. Dieser Dämmstoff aus Phenolharz, der von der Firma Kingspan seit ein paar Jahren in Deutschland vertrieben wird und auch von der Isover-Tochter Weber in deren WDVS eingesetzt wird, soll demnach weniger wunderbar sein, als Kingspan es in der Werbung zum Produkt seinen Kunden beschreibt. Dort geht es vornehmlich um niedrige Wärmeleitfähigkeiten, lange Lebensdauer, hohen Brandwiderstand und eine leichte Verarbeitung.
Leider verschweigt Kingspan seinen Kunden scheinbar ein paar wichtige Details. Ich meine damit nun nicht die angeblich korrosionsfördernden Eigenschaften von Phenolharzschaum. Das hat man nach Herstellerangaben gut in den Griff bekommen. Vielmehr geht es um das gesundheitsgefährdende Potential des Dämmstoffes. Dazu gibt es offensichtlich unabhängig in Auftrag gegebene Gutachten und Untersuchungen, die bei Phenolharzhartschaum sowohl bei der Verarbeitung als auch im eingebauten Zustand Probleme offen legen.
Am Freiburger Institut für Umweltchemie fand man demnach heraus, dass der Abrieb einer Dämmstoffplatte am menschlichen Körper zu Verätzungen führen kann. Dabei kann die Haut betroffen sein, wenn man schwitzt, oder die Augen, wenn der Staub des Abriebes dorthin gelangt. Denn in diesen Fällen entsteht Ameisensäure, deren ätzende Wirkung irgendwo zwischen Essigsäure und Salzsäure anzusiedeln ist. Das wäre durchaus ein Punkt, den man als Hersteller zum Schutz der Verarbeiter auch in seine Produktbroschüren aufnehmen könnte.
Darüber hinaus entdeckte man, dass bei der Verarbeitung von Phenolharzhartschaum auch 2-Chlorpropan freigesetzt wird, das zwar in früheren Zeiten als Narkosegas eingesetzt wurde, jetzt aber von der EU als gesundheitsschädlich eingestuft wird. Auch diese Begleiterscheinung wird von Kingspan nicht erwähnt, was allerdings auch daran liegen kann, dass die chemischen Tests, die für einen Dämmstoff wie Phenolharzschaum durchzuführen sind, gesetzlich gar nicht dafür ausgelegt sind, 2-Chlorpropan zu entdecken. Wie also sollte der Hersteller davon wissen? Merkwürdig nur, dass 2-Chlorpropan bei der Herstellung von Phenolharzschaum auch als Treibmittel verwendet wird und Kingspan das Freiburger Institut abgemahnt hat. Dessen Mitarbeiter mussten sich daraufhin verpflichten, bis zum Prozessende keine Aussagen mehr über die entdeckten Schwächen der Produkte von Kingspan zu machen.
Anstatt also mit den Wissenschaftlern zusammen zu arbeiten und gemeinsam nach möglichen Lösungen zu suchen, kehrt man die Erkenntnisse lieber unter den Teppich und lässt die Verbraucher im Unklaren über die Konsequenzen des Einsatzes von Dämmstoffen wie Styropor oder Phenolharzschaum. Dabei gibt es zunehmend Berichte, nach denen sehr hohe Konzentrationen von 2-Chlorpropan auch in Innenräumen von Kindertagesstätten und Schulen festgestellt wurden, in denen zuvor Phenolharzhartschaum als Dämmstoff verbaut wurde. Untersuchungen führten in diesen Fällen zum Ergebnis, dass die Dämmstoffplatten ausdünsten. Tests am weltweit anerkannten Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) in München, die vom Hersteller Kingspan in Auftrag gegeben worden sind, bestätigen jedoch die unbedenkliche Anwendbarkeit von Phenolharzschaum in Innenräumen. Getestet wurde vollkommen vorschriftskonform, wonach 2-Chlorpropan zwar gemessen aber nicht bewertet wurde/werden musste.
Hier stellt sich mir die Frage, warum der Gesetzgeber nicht reagiert. Scheinbar sind die Testverfahren zur Feststellung von Brandeigenschaften von Wärmdämmstoffen für den Realfall nicht immer aussagekräftig. Ebenso wenig scheint die Liste von Chemikalien vollständig zu sein, nach der man in Wärmedämmung nach Gesundheitsgefahren sucht. Hersteller, die einen gewissen Wert auf jährlich zu berichtenden und womöglich auch steigenden Profit legen, werden freiwillig bestimmt nicht nach solchen potentiellen Gefahren suchen. Da muss man sie schon wirklich mehr als nett bitten.
Also: Bitte, bitte, liebe Hersteller von Phenolharzhartschaum, Styropor & Co…