Der Aufbau von Flachdächern besteht allgemein aus einer tragenden Schicht, einer Dämmschicht und Abdichtungen. Beim konventionellen Aufbau liegt der Dämmstoff unter einer Abdichtungsschicht und wird durch diese geschützt. Dies ist bei sogenannten Umkehrdächern anders – umgekehrt, sozusagen. In diesem speziellen Fall eines Flachdaches ist die Dämmung also der Witterung direkt ausgesetzt und die Abdichtung, die meist aus Bahnen aus Bitumen oder Kunststoff besteht, wird direkt auf der Tragebene des Flachdaches aufgebracht. Doch welche Vorteile bringt ein solcher Bauteilaufbau? Warum sollte man den Dämmstoff so extrem belasten?
Der große Vorteil eines Umkehrdaches und einer ‚versteckten‘ Dachhaut liegt kurz gesagt in der Entlastung der Abdichtung. Diese altert bei einem herkömmlichen Aufbau durch Feuchtigkeit, Temperaturwechsel, UV-Strahlung und auch durch mechanisch Belastung mit den Jahren. Als Folge daraus können schadhafte Stellen auftreten, die die gesamte Konstruktion schädigen können. Abhilfe schafft eigentlich nur der rechtzeitige Austausch der Abdichtung oder wenigstens eine Ausbesserung der Schäden. Liegt die Abdichtung geschützt unter dem Dämmstoff, können weder Temperaturschwankungen das Material ermüden noch mechanische Einwirkungen die Schicht schädigen.
Der Dämmstoff wird oft mechanisch nicht befestigt, sondern lediglich durch eine Ballastschicht beschwert, damit er durch Windsog nicht weg geweht werden kann. Dieser Ballast kann aus einer Kiesschüttung, aus einem Gründach oder auch aus Betonplatten bestehen. Als Schutz der Dämmebene wird nur ein meist wasserdurchlässiger Vlies als ‚Rieselschutz‘ zwischen Dämmung und Ballast gelegt (bei Gründächern ist das allerdings noch etwas komplizierter…). Feuchtigkeit kann den Dämmstoff also immer noch erreichen.
Da das Dämmmaterial also sowohl druckstabil als auch feuchtebeständig sein muss, wird in den meisten Fällen extrudiertes Polystyrol (XPS) eingesetzt. Die Wasseraufnahme geht hier stark gegen Null. Allerdings muss dieser Dämmstoff vor UV-Strahlung geschützt werden, was aber durch die Ballastschicht gewährleistet werden kann.
Durch die lose und nicht abgedichtete Verlegung des Dämmstoffes kann sich aber Wasser in den Fugen zwischen den Dämmplatten ansammeln und nach längerer Standzeit auch in das XPS eindringen. Die Folge daraus ist u.a. eine Verschlechterung der Wärmedämmeigenschaften. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Dämmstoff bei geeigneter Witterung nach oben austrocknen kann.
Neuerdings geht man dazu über, für Lagen über der Dämmschicht ein wasserabweisendes aber dennoch diffusionsoffenes Material einzusetzen. Hierdurch wird ein Großteil des Regenwassers in die Dachentwässerung geleitet und dennoch kann vorhandene Feuchtigkeit durch diese Schicht entweichen. Mit einem solchen Schutz darf der Dämmstoff auch zweilagig einbaut werden, wenn größere Dämmschichtdicken erforderlich sind. Zugelassen sind heute bis 400 mm.
Gerade die Art der Verlegung bietet weitere Vorteile des Umkehrdaches: die schnelle und unkomplizierte Verarbeitung sowie den leichten Zugriff auf darunter liegende Schichten. Zudem schützt die zuerst aufgebrachte Dachabdichtung die tragende Konstruktion schon zu Beginn der Dämmarbeiten, was nicht nur der Konstruktion sondern auch dem Handwerker entgegenkommt. So kann der Handwerker die Baustelle auch schon mal ein paar Tage im Regen stehen lassen. Was er aber natürlich nicht sollte…
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