Seidenholz

Seidenholz mit verkohlter Oberfläche an FassadeWas ist der Nachteil organischer Baustoffe, die der Witterung ausgesetzt sind? Genau, sie verwittern. Holz ist dafür ein Paradebeispiel. Ohne Holzschutz geht hier kaum etwas. Holz kann man entweder durch bauliche Maßnahmen vor der Witterung schützen oder man muss es chemisch behandeln. Ein Anstrich ist im letzteren Fall das Mindeste. Was aber, wenn man die Natur mit den eignen Waffen schlagen kann und Oberflächen von Holzbauteilen verkohlt? Dann entsteht ein organischer Baustoff, dessen Oberfläche (fast) wasserfest ist. Die Erfinder haben es Seidenholz genannt.

Die Architekten aus Österreich, die hinter der Erfindung stehen, haben bei der Entwicklung sicher zunächst an die optischen und haptischen Parameter der neu geschaffenen Oberfläche gedacht. Dass eine verkohlte Holzoberfläche auch bautechnischen und schützenden Nutzen haben kann, ist zwar seit Jahrhunderten bekannt, aber es war in der Neuzeit ziemlich in Vergessenheit geraten. In der verkohlten Schicht sind die Abstände zwischen den Holzzellen nicht mehr so groß wie in frischem Holz. Hierdurch kann nicht so viel Wasser in das Material eindringen und der ’natürliche‘ Witterungsschutz ist größer. Durch die Verkohlung wird also Schimmelpilz genauso wie Schädlingen der Nährboden genommen.

Die Optik des Holzes ändert sich nach der Verkohlung der Oberfläche entsprechend. Die Kohleschicht scheint typischerweise schwarz-silbern und seidig glänzend. Auch werden Maserung, Textur und Struktur durch das flächige Verkohlen des Holzes hervorgehoben. Je nach Holzart und Verkohlungsgrad variiert das Aussehen des Holzes. Verkohltes Hartholz ist generell feiner, Weichholz ist gröber strukturiert. Die Oberfläche kann vor dem Verkohlen gehobelt werden, sie kann aber auch sägerau belassen werden. Nach dem Verkohlen wird die Oberfläche versiegelt, damit die Kohle bei Kontakt nicht abfärbt. Durch diese Versiegelung können auch unterschiedliche Farben auf dem Holz entstehen, beispielsweise metallisierende Effekte.

Seidenholz wurde 2014 mit dem Red Dot Award als ‚Interior Design Element‘ ausgezeichnet. Die Begründung der Jury lautet dazu:

Eine alte Technik der Materialbehandlung nutzend, zeichnet sich dieser Holzwerkstoff durch sein edles Erscheinungsbild und eine hohe Variabilität aus.

Eingesetzt werden kann Seidenholz in der Fassade als Bekleidungselement oder zur Raumbegrenzung von Innenräumen und gar in Möbeln. Das Produkt wird in Brettform (15 x 100 bis 400 cm, auch mit Nut und Feder) oder als Platte (250 x 125 cm) geliefert. Das Holz für die Bretter besteht standardmäßig aus Fichte. Auf Kundenwunsch können aber auch Kiefern-, Tannen-, Lärchen- oder Zedernholz verkohlt werden. Eichenholz soll auch ins Portfolio rücken, wenn die Verkohlung glückt. Seidenholz in Plattenform besteht aus einer nicht näher spezifizierten Dreischichtplatte, die nur im Innenbereich eingesetzt werden kann. Bei der Fixierung unterscheiden sich die beiden Produkte nicht von anderen Holzbaustoffen.

Die einzige Information, die ich nicht pauschal erlangen konnte, ist der Preis. Dieser ist laut Hersteller abhängig von Holzart, Bestellmenge und Art der Versiegelung. Tja, so ist das eben bei kleinen Stückzahlen.

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Ein Kommentar

  1. Martin Gottschlich said:

    Guten Tag,

    schöner Artikel, nur leider falsch in der Erfinderbezeichnung. Das „Seidenholz“ basiert keineswegs auf der Erfindung eines österreichischen Architekten, sondern entstammt einer jahrhundertealten japanischen Tradition (siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Yakisugi). Näheres kann man auch bei https://nakamotoforestry.eu nachlesen!

    23. Januar 2021

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