Gesund Wohnen – der neue Trend?

Energieeffizienz war gestern. Was den Hauseigentümer oder Mieter von heute jedoch in zunehmendem Maße interessiert, ist ein gesundes Zuhause. Der Trend geht also zum gesunden Wohnen. Die konkreten Inhalte dieses Modeausdrucks können vielfältig sein. Schimmel, Schadstoffemissionen, Gerüche, Innenraumtemperaturen, Luftfeuchte, Nachhaltigkeit, CO2-Gehalt, Lärmbelästigung – you name it. Was aber stellt sich der interessierte Nutzer einer Immobilie, der Allergien und Krankheiten vermeiden will, unter gesundem Wohnen bzw. Wohngesundheit eigentlich vor? Eine Studie mit dem Namen ‚Gesund Wohnen‘, die das Sentinel Haus Institut über die Heinze GmbH hat durchführen lassen, gibt hier mehr Aufschluss.

Zunächst aber eine kurze Definition des Begriffes ‚Gesundheit‘, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Jahre 1946 veröffentlicht wurde:

Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.

Anhand dieser Definition erkannt man schon, dass gesundes Bauen und gesundes Wohnen überaus komplexe Themen sind. Wenn man dann noch hinzu nimmt, dass der moderne Mensch sich wenigsten 80% seines Lebens in geschlossenen Räumen aufhält, wird die Tragweite des Trends ‚Wohngesundheit‘ sehr schnell deutlich.

Schadstoffe, die die Gesundheit von Nutzern eines Gebäudes beeinträchtigen, können generell in 3 Kategorien eingeteilt werden:

  • Biologische Schadstoffe wie Schimmel oder Keime
  • Physikalische Schadstoffe wie Radon oder elektromagnetische Felder
  • Chemische Schadstoffe wie Asbest, flüchtige organische Stoffe (VOC) oder Formaldehyd

Die Ursachen für die Belastung durch solche Schadstoffe können dann wiederum in 3 Kategorien gesucht werden:

  • Bauprodukte
  • Baukonstruktionen
  • Lüftung

Nun kann man sich bei der Auswahl von Bauprodukten natürlich von deren Natürlichkeit leiten lassen. Lehm, Holz, Kork oder ökologische Farben sind solche Produkte, aber diese müssen nicht unbedingt gesund sein. Im Gegenteil können Zusatzstoffe, die eine leichtere Verarbeitung, eine längere Nutzungsdauer oder einen besseren Brandschutz sicherstellen sollen, je nach Einsatzort und konstruktiven Randbedingungen zu gesundheitlichen Problemen führen.

Entsprechend der Umfrage beschäftigen sich Nutzer von Gebäuden verstärkt mit dem Thema Wohngesundheit. 63% hatten sich schon 2012 mehr oder weniger über die Unbedenklichkeit von Baustoffen im Rahmen von Baumaßnahmen informiert. Über die Gefahren, die von Schimmel und Schadstoffemissionen ausgehen können, sind sie sich also durchaus im Klaren. Die Existenz von Schimmel in den eigenen 4 Wänden steht mit 86% auch als sehr bedenklich bzw. schädlich ganz oben auf der Sorgenliste. Bei Schadstoffen sind dies noch 59%. Letzterer Wert ist eine Steigerung um satte 21 Prozentpunkte innerhalb von nur knapp 2 Jahren. Feinstaubbelastungen kommen mit 34% schon eher abgeschlagen auf den dritten Platz. Ein wichtiger Aspekt der Wohngesundheit früherer Jahre, der Hausstaub, liegt mit nur 9% abgeschlagen auf den letzten Plätzen.

Das gesunde Wohnen ist demnach ein nicht zu unterschätzendes Entscheidungskriterium von privaten Bauherren und Gebäudenutzern für ein gesundes Bauprodukt, für eine fehlerfreie Konstruktion und für eine effektive Lüftung. Dies gilt ebenso für öffentlich genutzte Gebäude wie Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser. Weit mehr als die Hälfte der Befragten würde demnach auch einen nicht gerade kleinen Mehrbetrag für eine Gebäude bezahlen, das die Wohngesundheit speziell berücksichtigt. Und ein Großteil der befragten Architekten und Planer gibt an, dass entsprechende Zertifizierungssyteme wie LEED, BREEAM oder DGNB in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden und langfristig den Wert eines Gebäudes sichern helfen.

Doch auch wenn der Gebäudenutzer die Wichtigkeit des Themas erkannt hat, liegt das Interesse der Politik nach wie vor auf der Energieeffizienz – technische Vorgaben und finanzielle Anreize inklusive. Soweit verständlich, denn hierfür gibt es aussagekräftige Studien, Modelle und Prognosen zu den Kosten von höheren CO2-Emissionen und der Schädigung der Umwelt. Mich würde allerdings ebenso interessieren, wie hoch die gesellschaftlichen Folgekosten von Krankheit und Pflege durch ungesundes Wohnen sind.

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