Algen sind die Pflanzen des Meeres. Ist das Meer voll davon, weigern sich manche Menschen darin schwimmen zu gehen. Andere wiederum essen Algen als wäre es Salat. Wieder andere (aber nur wenige) dämmen mit getrockneten Algen ihr Haus. Und nun sollen Algen in einer Bioreaktorfassade gezüchtet werden, um Wärme und Energie für ein Haus zu produzieren. Das klingt zunächst ein wenig abwegig, macht aber wahrscheinlich sogar Sinn und könnte sogar funktionieren.
Auf der IBA wird zur Zeit ein Smart Material House gebaut, in dessen Fassaden nach Südwesten und Südosten plattenförmige Kollektormodule aus Glas eingebaut sind, die ein wässriges Kulturmedium und Chlorella-Mikroalgen enthalten. Diese Organismen, die nicht größer als Bakterien sind, vermehren sich durch die Einstrahlung von Sonnenlicht und die Zugabe von Nährstoffen wie Kohlendioxid (CO2), die über einen Wasserkreislauf erfolgt. Haben sich die Algen vermehrt, werden sie vom Kulturmedium getrennt. Das Kulturmedium wird in den Kreislauf zurückgeführt und es verbleibt ein dicker Brei aus Algenbiomasse, der in einer Biogasanlage für die Gewinnung von Biogas weiter genutzt wird.
Darüber hinaus gewinnt die Fassade Energie, in dem sie das nicht von den Algen genutzte Licht absorbiert und wie in einer solarthermischen Anlage Wärme produziert. Die Wärme dient entweder dem direkten Verbrauch für Warmwasser oder Heizung oder wird im Erdboden zwischengespeichert. Immerhin sollen mit den 200 Quadratmeter großen Algenfassaden im Smart Material House auf der IBA auf diese Weise insgesamt knapp 7000 kWh Energie produziert werden, davon ca. 4500 kWh durch Biogas.
Denkt man ein etwas weniger technisch, so kann man die Fassade, in der die Algen durch ihr Wachstum in ständiger Bewegung sind, als lebendiges Objekt betrachten, das unaufhörlich seine Farbe ändert. Die regenerative Energieproduktion wird als sichtbares Gestaltungselement ein ausdrücklicher und gewünschter Teil des architektonischen Konzepts. Der Anspruch an Nachhaltigkeit wird dabei auch als Signal für das Bauen in Zeiten des Klimawandels und zugleich ein ästhetisches Element für zukünftige Bewohner nach außen getragen.
Diese Art der Bioreaktorfassade geht aus dem Forschungsprojekt TERM (Technologien zur Erschließung der Ressource Mikroalgen) hervor, das unter Beteiligung von deutschen Universitäten und Unternehmen durchgeführt wurde.
Hier einmal die Funktionen dieser Bioreaktorfassade im Überblick:
- CO2-Speicherung über die Biomasse
- Gewinnung von Methan aus der Biomasse als erneuerbare Energiequelle
- Produktion von Wärme, die im Gebäude genutzt werden kann
- Lichtsteuerung, Verschattung, Wärme-, Kälte-, sowie Schallschutz durch die Kollektormodule
Eine interessante Idee und ich begrüße diesen Ansatz, vor allem auch um die Algen mal „ins rechte Licht“ zu rücken. Allein das Aussehen der Fassade sollte hier für ein bisschen Medienpräsenz sorgen! Mir stellt sich aber noch die Frage – was geschieht im Winter mit den Algen? Ich gehe nich davon aus, dass die Algensuspensíon beheizt wird?
Das würde ich allerdings nicht unbedingt ausschließen. Ohne Beheizung müsste man ja das Wasser ablassen, damit es keine Frostschäden gibt.
Aber vielleicht haben sich die Macher über diesen Fall auch noch keine Gedanken gemacht 😉
Nimmt man Salzwasser wird das auch kein Problem 😉
Das muss dann aber schon in Richtung gesättigte Lösung gehen… und ob das die Algen so mögen?!?