Dämmstoff aus Jutefasern wird aus gebrauchten Jutesäcken für Nahrungsmittel hergestellt, genau genommen aus ausgedienten Kaffee- und Kakaobohnensäcke, welche normalerweise in der Müllverbrennung landen. Jute ist eine pflanzliche Faser aus der Familie der strauchartigen Malvengewächse, aus denen beispielsweise auch Baumwolldämmstoff gewonnen wird. Die Faser liegt im Bast zwischen Rinde und Stängel der Pflanze. Wird die Pflanze mehrere Tage in Wasser eingelegt, können die Fasern durch anschließendes Brechen, Schwingen und Hecheln herausgelöst werden. Die Faserpflanze stammt eigentlich aus dem Mittelmeerraum, Hauptanbaugebiete befinden sich heute aber in Bangladesch und Indien. Die Naturfaser gilt als äußerst reißfest, dehnbar und ist zudem biologisch abbaubar. Verwendung findet sie unter anderem in (Wohn-)Textilien, Seilen oder der Automobilindustrie. Durch ein spezielles Herstellungsverfahren (Thermobonding-Verfahren mit PET-Bikofasern, 8-10%) unter Zusatz von Brandschutzmittel (Natriumcarbonat, 2-5%) werden die Fasern (85-90%, eventuell 10–15% davon ersetzt durch Hanffasern) zu einem Dämmstoffvlies verbunden.
Der natürliche Dämmstoff bietet durch seine vergleichsweise geringe Wärmeleitfähigkeit guten Wärmeschutz im Winter und schützt im Sommer durch eine Wärmespeicherfähigkeit, die noch über der von Holzfasern liegt. Außerdem verfügen Jutefasern über gute Schallschutzeigenschaften und wirken aufgrund ihrer hohen Sorptionsfähigkeit feuchteausgleichend. Die Einsatztemperatur darf 120°C nicht überschreiten. Der Preis pro Kubikmeter liegt zwischen 80 und 90 Euro, 100 mm Dämmschichtdicke kosten also 8-9 Euro.
Jutefaserdämmstoff ist als Matten- und Rollenware mit Dicken zwischen 30 und 220 mm erhältlich. Er ist angenehm in der Verarbeitung, flexibel und kann auch von erfahrenen Heimwerkern mit einem Wellenschliffmesser oder gängigen elektrischen Schneidwerkzeugen zugeschnitten werden. Einsatzgebiete liegen in der Dämmung von Dächern zwischen, unter oder über den Sparren, in Holzbalkendecken oder in Leichtbauwänden aus Holz oder Metall, wo keine Beanspruchung auf Druck vorliegt. Der Dämmstoff ist trocken und auf der Längskante stehend zu lagern. Der Einbau erfolgt mit einer Überbreite von 10-30 mm.
Jutefasern lösen kein Jucken oder andere Reizungen der Haut aus. Sie sind gesundheitlich unbedenklich, frei von Schadstoffen und resistent gegen Schimmel. Zudem machen sich Insekten und Nager an dem Jutedämmstoff nicht zu schaffen, da sich darin keine Proteine oder Stärke befinden. Sowohl eine Wiederverwendung reinen Dämmstoffes als auch die Kompostierung sind möglich.