Dichtstoffe

Die Beziehung von Gebäuden zu Flüssigkeiten war rein technisch gesehen noch nie eine Leichte. Allzu häufig schon hat unkontrolliert eindringendes Wasser zu Schäden geführt, die eine Nutzung des Gebäudes unmöglich machten. Doch immense Schäden müssen nicht immer die Folge von immensen Wassermengen sein, denn auch steter Tropfen höhlt in diesen Fall den Stein unerbittlich. Verrottung von Bauteilen, Wachstum von Schimmelpilzen oder gar der Abriss von Gebäuden können die Konsequenz sein. Aber wie dichtet man Gebäude effektiv ab? Am Besten natürlich noch bevor der erste Tropfen in die Gebäudehülle eindringt. Wer weiß, wie sich die unzähligen Dichtstoffe unterscheiden, setzt sicher auf das richtige Produkt.

Silikon
Wer an Dichtstoffe denkt, denkt zuerst an Silikon. Silikon ist eben der Alleskönner und in fast allen Bereichen eines Gebäudes einsetzbar. Gute Silikondichtstoffe zeichnen sich durch einen hohen Siliziumgehalt aus. Da die Herstellung dieses Stoffes recht kostspielig ist, hat auch ein gutes Produkt seinen Preis. Generell werden Silikone entsprechend ihrer Verwendung ausgerüstet. So haben Sanitärsilikone pilzhemmende Zusätze, um Schimmel für lange Zeit fernzuhalten. Natursteinsilikon verhindert Randzonenverschmutzungen im Stein und für Aquarien zählt gute Haftung auf Glas und Algenresistenz, ohne die Zierfische zu vergiften (Sanitärsilikon bekommt denen nicht so gut). Mit neuen Produkten kann nun sogar Bitumen (zum Beispiel Dachpappe) abgedichtet werden. Und als Zusatz in Mörtel gemischt, macht es sogar Fugen und Wand wasserdicht.

Acryl
Neben dem relativ hohen Preis ist ein weiterer Nachteil des Silikons, dass darauf keine Farbe haftet. Das ist bei Acryldichtstoffen anders. Sie werden deshalb meist für Anschlussfugen im Baubereich eingesetzt, weil sie über eine hohe Witterungsbeständigkeit verfügen. Schwachpunkt des Acryls ist jedoch dessen geringe Elastizität. Das ist bei Fugen zwischen Fenster und Hauswand oder Dachfläche und Trockenbauwand, zwei typischen Einsatzbereichen, aber auch nicht erforderlich. Sollen Acryldichtstoffe in Putzfassaden eingesetzt werden, gibt es hierfür Produkte mit einer leichten Körnung, die sich dem Putz angleichen. Auch zum Verfüllen kleiner Risse in Wänden kann Acryl eingesetzt werden. Hierbei sind allerdings Herstellerangaben zu Füllmengen berücksichtigen, da zu große Mengen beim Verfestigen zu stark schrumpfen und die Flankenhaftung verlieren können. Das gleiche droht bei Billigprodukten.

Polymer
Das Neueste unter den Dichtstoffen sind so genannte Polymere. Ein Begriff, der in Zukunft nicht nur für den Chemiker von Bedeutung sein wird. Diese Dichtmasse verfestigt sich durch eine Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit und ist dabei völlig geruchsfrei. Sie eignet sich sowohl zum Abdichten als auch zum Kleben. Im Bootsbau hat sich das schon lange bewährt. Auch sind Dichtstoffe auf Polymerbasis grundsätzlich anstrichfähig, allerdings sollte man es vorher zur Sicherheit an einem Probestück einen kleinen Testanstrich vornehmen. Zwei Vorteile machen den Nachteil der geringeren Elastizität gegenüber Silikon wieder wett: man kann sie der Witterung und Chemikalien aussetzen und viele Produkte lassen sich nach der Verfestigung mechanisch bearbeiten. Nur bei Bitumen, Teer oder ölhaltigen Materialien muss dieser Dichtstoff passen.

Bitumen
Bitumen ist der Klassiker unter den Dichtstoffen. Wer einen Gartenschuppen oder ein Carport sein Eigen nennt, hat mit großer Sicherheit Bitumenpappe für die Wasserdichtigkeit des Daches verwendet. Solange das Dach noch neu ist, dringt da garantiert kein Wasser durch. Allerdings machen Sonne und Frost das Erdölprodukt nach wenigen Jahren spröde und rissig. Verzögert wird dieser natürliche Prozess in vielen Produkten durch die Beimischung von Kunststoffen. Schäden an Bitumenbahnen können hingegen relativ leicht mit Spachtelmasse oder Flüssigbitumen ausgebessert werden. Dennoch kommt man nach einiger Zeit nicht um die Erneuerung der Abdichtung herum. Auch Kellerwände, die in der Vergangenheit gerne von außen mit Bitumen abgedichtet wurden, müssen dieser Prozedur unterzogen werden. Sind die Wände feucht, ist eine neue Dickbeschichtung mit Bitumenmasse von außen oft die einzige Lösung.

Kunststoff
Bei Wandbaustoffen ist fast immer Zement mit im Spiel, der dummerweise die Eigenschaft hat, Feuchtigkeit aufzunehmen. Wo dies aber unerwünscht ist, wie zum Beispiel in Badezimmern oder auf Balkonen, müssen Estrich, Mörtel & Co. wasserdicht gemacht werden. Dies kann durch Zugabe von Kunststoffen geschehen. Solche Produkte bestehen aus Zement und Kunststoffdispersion zum Anrühren oder der Zusatz ist wasserlöslich und schon zugegeben. Günstiger kann es werden, wenn man sich einfach Kunststoffdispersion kauft, um beispielsweise seinen Mörtel wasserdicht zu vergüten.

Bei Dichtstoffen ist es wie so häufig im Leben: Wer spart, zahlt drauf! No-Name-Dichtstoffe und günstige Hausmarken gibt es zwar in jeden Baumarkt und gegenüber Markenprodukten spart man schnell mal ein paar Euro. Doch die wirksamen Rohstoffe sind teuer und billig verkaufen kann nur, wer mehr Lösungsmittel und preiswertere Zuschlagstoffe verwendet. Die Folge können frühzeitige Versprödung oder Schrumpfung sein, wodurch sich Risse in der Dichtung bilden. Auch das Vergilben ursprünglich weißer Silikone und Acryldichtmassen ist glücklicherweise noch nicht überall akzeptiert. Also bitte nicht am falschen Ende sparen, um das Verhältnis von Bauwerk zu Flüssigkeit nicht allzu sehr zu strapazieren.


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Ein Kommentar

  1. helga said:

    Unsere Freunde haben sich für die Bitumdickbeschichtung entschieden. Sie legen alle Hoffnungen darauf, dass die den Altbau vor Schimmelbefall und Feuchtigkeit schützen wird. Sinnvolle Tipps zu den Stoffen, danke!

    20. Februar 2019

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