Die Kühlung von Gebäuden ist eine energieintensive und damit auch kostspielige Angelegenheit. Vielfach lassen sich in der Anschaffung und im Betrieb teure Lösungen nicht umgehen, damit das Innenklima auf einem angenehmen Niveau gehalten werden kann. In der norwegischen Hauptstadt Oslo, genauer gesagt bei einer 117.000 m² großen Erweiterung des Flughafens ‚Gardermoen‘, geht man nun alternative Wege. Ein überdimensionaler Schneeball soll hier die Größe der Kühlanlage auf vertretbare Dimensionen reduzieren. Zugleich werden durch Nutzung dieser Gratisenergie auch strenge Anforderungen an den Energieverbrauch des Gebäudes eingehalten werden.
Dass das knapp 1,7 Millionen Euro teure Projekt auf Schnee zur Kühlung zurückgreift, liegt unter anderem an den energetischen Anforderungen an den Neubau. Von den Betreibern wird eine Halbierung des Energieverbrauchs im Vergleich zum bestehenden Terminalgebäude gefordert. Da der Flughafen jedoch erst 1998 eingeweiht wurde, sind die Anforderungen mit norwegischen Maßstäben gemessen nicht ganz ohne. Die verantwortlichen Ingenieure mussten hier schon ein wenig über den bekannten Tellerrand hinaus schauen, um zum Ziel zu kommen. Doch was lag näher als die Einbeziehung lokaler Gegebenheiten?
Das Prinzip zur Anwendung von Schnee zur sommerlichen Kühlung von Gebäuden ist denkbar einfach und wurde zuvor auch schon in einem Krankenhaus im schwedischen Sundsvall in größerem Stil eingesetzt. Und blickt man in Zeiten vor Kühlschrank und Klimaanlage zurück, so nutzen Brauereien bereits vor Jahrhunderten Eis und Schnee des Winters zur Kühlung ihrer Lagerkeller. In Oslo wird der Schnee also in einer 22.000 m³ großen unterirdischen Zisterne gelagert. Nachschubprobleme sollte es in dieser Region nicht geben und auch die ‚Ernte‘ des Schnees sollte auf einem weitläufigen Gelände eines Flughafens keine großen Schwierigkeiten bereiten.
Ist die Zisterne gefüllt, wird der Schneeball mit einem dämmenden Material abgedeckt. Man will in Oslo Holzschitzel verwenden, wie man es auch in Schweden praktiziert. Hierdurch verlangsamt sich der Schmelzprozess im Sommer. Das Schmelzwasser des Schnees wird am Boden der Zisterne mit einer Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt gesammelt und zu einem Wärmetauscher geleitet. Nach der Nutzung zur Kühlung des Flughafengebäudes wird es wieder zum Lager zurückgeführt.
Durch die Nutzung von Schnee zur Kühlung kann auch die konventionelle und leider notwendige Kühlanlage kleiner dimensioniert werden. Da Spitzenlasten umgelagert werden können, bietet dies auch bessere Arbeitsbedingungen für die Wärmepumpen, die ansonsten eine ausreichende Kühlung sichern sollen. Nur so kann der Einsatz der Technologie auch ökonomisch gerechtfertigt werden. Die Ingenieure des Projektes gehen von Einsparungen des Kühlbedarfs von 10 bis 15% aus. Man hat selbstverständlich auch untersucht, ob die Abluft aus den Terminals nicht für den Betrieb der Wärmepumpen geeignet wären, doch wollte man sich auf einige wenige Energiequellen beschränkten, um die Kosten niedrig halten zu können.
Im schwedischen Projekt konnte mit dieser Technik der Energiebedarf zur Kühlung des Krankenhauses von 900 MWh auf 65 MWh für den Betrieb der Pumpen des Systems reduziert werden. Da hier auch gänzlich auf eine künstliche Kühlung verzichtet werden konnte, musste man keine potentiell umweltschädlichen Kühlmittel einsetzen. Und zu guter Letzt fand sich ein dankbarer Abnehmer für die großen Schneemenge, die auf dem Gelände sonst mühsam entsorgt werden mussten.
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