Kieselsäure als Dämmstoff

Platten vom Hochleistungsdämmstoff Calostat Marke EvonikWenn man über sogenannte Hochleistungsdämmstoffe redet, kommt die Sprache immer wieder auf Vakuumdämmung. Hier stützt ein hochporöser Kern aus pyrogener Kieselsäure eine diesen Kern umschließende Membran, wobei das Volumen in der Membran evakuiert ist. So lassen sich Wärmeleitfähigkeiten von 6-8 mW/(mK) erzielen – also weit unter denen herkömmlicher Dämmstoffe. Doch auch ohne Vakuum dämmt alleine das Kernmaterial noch mit etwa 20 mW/(mK) richtig gut. Warum soll man also den beschwerlichen und fehleranfälligen Umweg eines evakuierten Bauteiles gehen, wenn man es einfacher haben kann? Das hat sich wohl auch einer der großen Produzenten von pyrogener Kieselsäure, die Evonik Industries AG, gefragt und den Dämmstoff Calostat entwickelt.

Ganz neu ist das Produkt allerdings auch nicht mehr. Schon zu Anfang des Jahres wurde Calostat auf der BAU 2013 mit dem Preis für Produktinnovation vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung (BAKA) als energieeffizientes Produkt für die Altbausanierung ausgezeichnet. Aber es wurde erst vor Kurzem eine bauaufsichtliche Zulassung von Seiten des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) erteilt, womit das Produkt auch auf Deutschlands Baustellen eingesetzt werden darf.

Calostat wird auf Basis von Siliziumdioxid (Evoniks Markenname ist ‚Aerosil‚) hergestellt und entspricht in seiner Struktur dem Kernmaterial von Vakuumdämmstoffen. Das war es dann aber auch mit den Ähnlichkeiten. Sicherlich ist die Wärmeleitfähigkeit von Calostat mit einem vom Hersteller angegebenen Bemessungswert von 21 mW/(mK) nicht so gering wie die von Vakuumdämmung. Hingegen bietet der neue Dämmstoff im Vergleich zu anderen Hochleistungsdämmstoffen grundlegende bautechnische Vorteile.

Zunächst sei hier die wesentliche konstruktive Änderung im Vergleich zu pyrogener Kieselsäure erwähnt, wie sie meist in Vakuumdämmelementen verwendet wird. Calostat ist formstabil und selbsttragend, was für die Verwendung auf der Baustelle natürlich ein großer Vorteil ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn man sich die Anwendungsgebiete ansieht, die Evonik für den Dämmstoff als sinnvoll erachtet:

Dabei werden Druckfestigkeiten von mehr als 90 kPa und Biegefestigkeiten über 30 kPa bei einer Mindestdicke von 20 mm ausgewiesen. Mit einer Rohdichte von 165 kg/m³ liegt man allerdings nur auf den hinteren Plätzen der Dämmstoffliga. Punkten kann Calostat wiederum, wenn es um den Brandschutz geht. Hier ist der Baustoff mit der Baustoffklasse A2-s1, d0 sowohl national als auch europäisch als nicht brennbar eingestuft.

Eine Wärmeleitfähigkeit von 0,021 W/(mK) ist zwar nicht das Nonplusultra; der größere Vorteil des Baustoffes liegt in der Realität sicher in der kaum zunehmenden Wärmeleitfähigkeit, wenn sich die Fassade im Sommer auf Temperaturen um 60 oder 70°C aufheizt. Dieses Verhalten ist bei Dämmstoffen aus Mineralwolle oder XPS wesentlich ausgeprägter.

Speziell im Bereich der Innendämmung von Bauteilen kommt man mit der angegebenen Wärmeleitfähigkeit im Sinne von schlanken Bauteilen dann doch schon recht weit. Auch im Falle der Sanierung einer Außenwand als Außendämmung hinter Fassadenbekleidungen eingesetzt, bekommt man wegen der geringen Elementdicke seltener Probleme mit zu nah rückenden Grundstücksgrenzen. Zudem können bei geringerer Dämmschichtdicke auch Befestigungselemente der Fassadenbekleidung weniger kompliziert konzipiert werden. Für Calostat als Außendämmung ist es auch interessant, dass es sich um ein diffusionsoffenes Material handelt (μ = 6), das hydrophobe Eigenschaften aufweist. Und es bietet als mineralischer Baustoff keinen Nährboden für Schimmelpilze.

Was bisher für das Produkt noch zu fehlen scheint, sind ein effizienter Vertrieb und ein guter Preis. Bei reiner Internetsuche findet man Bilder von Testprojekten und Modellen, aber weitere Infos z.B. zu lieferbaren Produktdicken fehlen. Vielleicht kann Evonik in einer Antwort auf eine nette E-Mail schon mehr Auskünfte geben. Lohnen sollte es sich bei diesen Materialkennwerten auf jeden Fall.

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Ein Kommentar

  1. Frank Rosien said:

    Sehr geehrte Damen und Herren, existieren mittlerweile Handwerksbetriebe in Norddeutschland, die Einblassdämmung mit diesem Werkstoff anbieten?
    MfG
    Frank Rosien

    7. September 2023

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