Kritische Sicht der ‚Fehrenberg-Studie‘

Zuerst die gute Nachricht: Wärmedämmung funktioniert doch! Dämmkritiker und Dämmstoffgegner behaupten jedoch nach wie vor das Gegenteil. Ihre Sicht versuchen sie oft durch obskure Halbwahrheiten und nicht belegbare Argumente zu untermauern. Eines der Argumente ist die sogenannte ‚Fehrenberg-Studie‚, die auf der mangelhaften Untersuchung vom Energieverbrauch von 3 Mehrfamilienhäusern in Hannover basiert. Einer der bekanntesten deutschen Wissenschaftler auf dem Gebiet der Gebäudedämmung, Werner Eicke-Hennig vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt, hat die Ergebnisse der Studie genauer unter die Lupe genommen und bringt ein wenig Licht ins Dunkel.

Ausgangspunkt dieser sogenannten Studie war ein Vortrag, den Jens Fehrenberg, seines Zeichens Professor an der FH Hildesheim, 2003 als Fachartikel veröffentlichte. Darin beschrieb er kurz die Ergebnisse von Verbrauchsmessungen zweier energetisch renovierter Gebäude und ließ die Überschrift des Artikels mit den Worten ‚In der Praxis kommt wenig heraus!‘ enden. Trotz nachweisbar schlecht dokumentierter Datenlage nutzten Dämmkritiker – unter anderem die Erfinder des fragwürdigen Lichtenfelser Experimentes – Fehrenberg’s Schlussfolgerung fortan für ihre Zwecke. Um ihrer eigenen Argumentation mehr Ausdruck verleihen zu können, wurde der Artikel zudem kurzerhand in eine ‚Studie‘ umgetauft.

Korrekt ist, dass man nach einfacher Betrachtung des Artikels zum Ergebnis kommen wird, dass nachträgliche Dämmung keine finanziellen Einsparungen mit sich bringt. Korrekt ist aber auch, dass Fehrenberg’s Artikel (oder ‚Studie‘) nur ansatzweise die ganze Wahrheit enthält. Gräbt man ein wenig tiefer und beleuchtet die Hintergründe der Messungen und Berechnungen an den Mehrfamilienhäusern in Hannover, wie Eicke-Hennig es getan hat, findet man unter anderem diese Unstimmigkeiten:

  • nur 80% der Außenwandfläche von Gebäude 6 wurden mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) gedämmt, die Nordseite blieb genauso wie Balkonnischen ungedämmt
  • die Dämmschichtdicke von 4 cm wurde nicht aus Gründen der Energieeinsparung gewählt, sondern um Feuchteschäden und das Wachstum von Schimmelpilz zu vermeiden
  • obwohl von der Wohnfläche vergleichbar, hat Gebäude 6 12 Wohneinheiten mehr als Gebäude 4, was zu intensiverer Beheizung und höheren Messdienstkosten führt
  • Wärmemengenzähler waren viele Jahre lang defekt, Jahresheizkosten wurden mit dem Wohnflächenanteil an der Siedlungsfläche ermittelt
  • in Fehrenberg’s Artikel wurden keine Energiemengen (die ja nicht vorlagen) sondern Heizkosten verglichen, die nicht nur von der Wärmedämmung des Gebäudes abhängen

Auch die Realität zeichnet ein anderes Bild des energetisch verbesserten Gebäudes 6 als Fehrenberg’s Artikel. Nach Austausch der Wärmemengenzähler konnte ein auf die vermietete Nettofläche umgerechneter Heizenergieverbrauch von 120 kWh/m²a gemessen werden. Die real verbrauchte Energiemenge liegt damit um knapp 40% unter den Werten, die ein 2006 erstellter Energiebedarfsausweis vorher sieht. Ob dieser Unterschied nun der Qualität der Berechnungsgrundlagen geschuldet ist, lasse ich hier einmal im Raum stehen. Die Größenordnung des Unterschiedes zeigt aber, dass man mit der geringen Dämmung von Gebäude 6 nicht nur gegen Feuchtigkeit und Schimmel etwas getan hat, sondern auch gegen den Energieverbrauch.

Es fehlt jetzt eigentlich nur noch, dass die Medien in Zukunft besser recherchieren und nicht alles nachplappern bzw. tippen, was einen höheren Umsatz verspricht. Insbesondere dann, wenn es Tausende von gut dokumentierten Fallbeispielen gibt, die die Wirksamkeit des Einsatzes von Wärmedämmung an renovierten Gebäuden belegen.

Den Artikel von Werner Eicke-Hennig kann man übrigens wenig überraschend beim Gesamtverband Dämmstoffindustrie (GDI) herunterladen.

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