Häuser der Zukunft sind ohne mechanische Ventilation gar nicht mehr denkbar, auch nicht die von heute. Da die Energieeinsparverordnung (EnEV) sehr energieeffiziente Häuser fordert, muss die Gebäudehülle eines Hauses so dicht sein, dass durch Löcher und Risse in dieser Hülle nicht viel bis gar keine Wärmeenergie verloren geht. Um dennoch eine für die Gesundheit notwendige Zufuhr von Frischluft und die ebenso notwendige Abfuhr verbrauchter Luft gewährleisten zu können, greift man gerne auf mechanische Hilfsmittel zurück. Eine ventilatorgestützte Gebäudelüftung kann dabei ihren Teil zur Einhaltung der Energiesparzeile von EU und Bundesregierung beitragen.
Der Fachverband Gebäude-Klima (FGK) beziffert in einer Pressemitteilung die möglichen Einsparungen durch mechanisch gesteuerte Wohnungslüftung bis zum Jahr 2020 auf etwa 6 Millionen Tonnen CO2 oder ungefähr 4% der geplanten Einsparungen der Bundesregierung, wenn man eine mechanische Wohnungslüftung in Neubau und Bestand konsequent fördert. Die Europäische Kommission hat darüber hinaus das Sparpotential von Wärmerückgewinnung und Regelung gegenüber einer freien Wohnungslüftung auf 100 TWh Primärenergie bzw. 20 Millionen Tonnen CO2 geschätzt. Das ist eine Menge Holz… wörtlich genommen.
Doch Energieeinsparung ist nicht alles, wenn die Luftqualität nicht stimmt oder der Raum nicht die richtige Temperatur hat. Daher muss ein Lüftungssystem sowohl in Neubauten als auch im Falle einer Sanierung neben energetischen Anforderungen auch die Einhaltung dieser Kriterien ermöglichen:
- Gute Luftqualität (Außenluftvolumenstrom, Luftfilterung) durch Abfuhr von CO2, Raumluftfeuchte, Gerüchen und Schadstoffen aus Einrichtungsgegenständen sowie der Filterung von Allergenen
- Thermische Behaglichkeit durch angenehme Raumlufttemperaturen und die Vermeidung von Zugluft
- Schallschutz
- Nutzerunabhängige Funktion
Sowohl EnEV als auch das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) sehen Wohnungslüftungssysteme mittlerweile als einen unverzichtbaren Teil eines Gebäudes an, da sie nicht nur die Energieeffizienz erhöhen sondern auch regenerative Energien nutzen. Zudem wird durch solche Systeme in luftdichten Gebäuden, wie sie in der EnEV gefordert werden, ein ausreichender Luftwechsel gesichert. Daher werden entsprechende Systeme seit einiger Zeit auch in diversen Förderprogrammen berücksichtigt.
Dabei ist der Einsatz von mechanischer Ventilation in der Wohnraumlüftung keine Erfindung der letzten Jahre, sondern kann bereits als bewährte Technologie angesehen werden, die beispielsweise auch in Passivhäusern der ersten Tage eingesetzt wurde. Dort setzt man auch Wärmerückgewinnung in Ventilationssystemen ein, mit der man bis zu 90% der Wärmeenergie der Abluft für die Vorheizung der frischen Zuluft wiederverwenden kann. Das senkt natürlich den Energieverbrauch eines Hauses zusätzlich.
Beschäftigt man sich mit der Energieeffizienz von Ventilationssystemen, stößt man früher oder später auf das Argument, dass diese Systeme ja Strom verbrauchen und damit gar nicht so effizient sind. Auch hier gibt es Zahlen vom FGK, die diese Aussage relativieren: Jede in einer modernen Lüftungsanlage verbrauchte Kilowattstunde Strom kann den gesamten Energieverbrauch eines Gebäudes um 10 bis 15 Kilowattstunden reduzieren. Damit liegt der Ernteeffekt von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung noch weit über dem von Wärmepumpen.
Allerdings muss auch der Nutzer eines Gebäudes den Einsatz von Lüftungssystemen unterstützen. Dabei ist eine wesentliche Voraussetzung, dass die Filter im System regelmäßig ausgetauscht bzw. gereinigt werden. Nicht zutreffend ist jedoch die Aussage, dass man in einem Haus, das mit mechanischer Ventilation ausgerüstet ist, die Fenster nicht mehr öffnen darf. Das ist nicht nur möglich sondern speziell außerhalb der Heizperiode auch erwünscht.
Mit dem Einsatz mechanischer Lüftungssysteme kann man also weder im Hinblick auf Energieeinsparungen noch beim Thema Wohnkomfort viel falsch machen, weder heute noch in der Zukunft. Man muss es nur richtig machen…
Sehr schöner Artikel! Besonders dem Punkt, dass Nutzer von Lüftungsanlagen auch entscheidend zum Lüftungsergebnis beitragen, kann ich nur zustimmen. Wechseln die Nutzer die Filter nur in unzureichenden Intervallen, nützt das beste Abluftsystem nichts.
Super Artikel, wir müssen echt verstehen dass wir die Technik immer weiter entwickeln müssen, denn dadurch werden uns neue Wege eröffnet. Die Ventilation haben wir nicht genau erforscht und nutzen sie nicht genug aus und das muss sich auch ändern.