Nachhaltigkeit von Bauprodukten in Europa (updated)

Alles soll in Zukunft einfacher werden. Das behaupten jedenfalls die zuständigen Stellen in EU-Kreisen gerne, wenn sie von der Überarbeitung der europäischen Bauproduktenrichtlinie (BPR) reden. Diese wurde jetzt von der Bauproduktenverordnung (BauPVo, Verordnung EU 305/2011, oder CPD im Englischen für „Construction Products Directive“) abgelöst, die als Vorordnung nach Einführung durch die EU nicht mehr national abgesegnet werden muss. Neben der Aufklärung über gesundheits- oder umweltgefährdende Stoffe soll ein weiteres Ziel der Bauproduktenverordnung sein, die Effizienz im Umgang mit natürlichen Ressourcen zu steigern und die Kreislaufwirtschaft zu forcieren. Nimmt man noch eine Prise „Energieeinsparung“ und etwas „Städtebau“ hinzu, wird daraus: Nachhaltig planen und bauen!

Die neue Bauproduktenverordnung soll nun also Anforderungen an die „Nachhaltigkeit“ umfassen, die unter anderem auch von Bauproduktherstellern erfüllt werden müssen. Hier sollen Umweltproduktdeklarationen (EPD), vergeben vom Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) zum zentralen Informationsmittel in Sachen Nachhaltigkeit bei der Gebäudeerfassung werden. Die Kosten der zusätzlichen Untersuchungen für die Erstellung der Umweltproduktdeklarationen werden natürlich am Ende auf den Nutzer umgelegt, so wie es sich gehört. Genauso wie der um etwa 10 % erhöhte Planungsaufwand, es ist eben nichts umsonst. Allerdings gibt es auch leise Stimmen, die behaupten, dass solche Betrachtungen der Nachhaltigkeit von Bauprodukten und Gebäuden profitabel sein können. Wie viele dieser Stimmen aus Brüssel kommen, entzieht sich dann aber doch meiner Kenntnis.

Auf dem Consense-Kongress, der am 22. und 23. Juni 2010 in Stuttgart von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) veranstaltet wird, ist unter dem Motto „Nachhaltigkeit – qou vadis?“ nachhaltiges Bauen und Wirtschaften eines der Hauptthemen. Darunter fallen auch Lebenszyklusbewertung und -management von Bauprodukten und Bauwerken. Diesbezügliche Anforderungen sollen auch Inhalt einer Neufassung der Bauproduktenverordnung werden.

Unter solchen Voraussetzungen werden Zertifizierungssysteme wie das US-amerikanische LEED-Modell, die britische BREEAM-Bewertung oder auch die deutsche Version des Zertifizierungswahnes von der DGNB sicherlich einen weiteren großen Boom erleben. Es kommt also noch einiges auf uns zu, nicht nur auf die Bauprodukthersteller, sondern letzten Endes vor allem auf die Planer. Und wenn ich noch einmal auf den ersten Satz dieses Beitrages zurück kommen darf: Glauben Sie dann auch noch, dass die Planung eines Gebäudes mit der neuen Bauproduktenverordnung in Zukunft einfacher wird?


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