Nun kommt durch die Neuauflage der europäischen Gebäuderichtlinie ein neuer Begriff ins Spiel: Das Niedrigstenergiehaus. Sucht man eine Definition dieses Begriffs im Internet, so scheitert man an der Vielzahl der verfügbaren Auslegungen. Droht uns also ein zweites „Niedrigenergiehaus“?
Die europäische Gebäuderichtlinie (EPBD) gibt hier glücklicherweise eine Zielvorgabe, so dass Marktauswüchse einzudämmen sein dürften. Entsprechend der EPBD ist ein Niedrigstenergiehaus:
Ein Gebäude, das eine sehr hohe, … Gesamtenergieeffizienz aufweist. Der fast bei Null liegende oder sehr geringe Energiebedarf sollte zu einem ganz wesentlichen Teil durch Energie aus erneuerbaren Quellen – einschließlich Energie aus erneuerbaren Quellen, die am Standort oder in der Nähe erzeugt wird – gedeckt werden.
Welche Vorgaben eigentlich? An anderer Stelle hatte ich ja einige wesentliche Vorgaben der EPBD schon einmal beschrieben. Was die Niedrigstenergiehäuser angeht, so fordert die EPBD in Artikel 9:
Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass
a) bis 31. Dezember 2020 alle neuen Gebäude Niedrigstenergiegebäude sind und
b) nach dem 31. Dezember 2018 neue Gebäude, die von Behörden als Eigentümer genutzt werden, Niedrigstenergiegebäude sind.
Die Mitgliedstaaten erstellen nationale Pläne zur Erhöhung der Zahl der Niedrigstenergiegebäude. Diese nationalen Pläne können nach Gebäudekategorien differenzierte Zielvorgaben enthalten.
- Dämmschichtdicken von 30 cm und mehr obligatorisch werden (auch wenn dies in der praktischen Umsetzung zumindest heutzutage erhebliche Ressentiments hervorruft)
- Fenster nur noch als Dreifach-Verglasung mit gut gedämmten Rahmenprofilen in Frage kommen
- zusätzliche Wärmeverluste (der Begriff der Wärmebrückenfreiheit ist ja eigentlich fachlich falsch, obwohl anschaulich) über Wärmebrücken nicht mehr zu tollerieren sind.
- ein erfolgreicher Luftdichtheitstest in jedem Gebäude zum Standard wird.
- der Energiebedarf mehr oder weniger vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt wird (den klassischen Gas- oder Öl-Brennwert-Kessel kann man somit dann vergessen).
- alle Komponenten der Gebäudetechnik ebenfalls hocheffizient ausgelegt sein müssen.
- wir wohl auf ein Zeitalter der Elektroheizung zusteuern, da sowohl Wind-, Wasser- als auch Sonnenenergie im wesentlichen als Strom bereitgestellt werden können. Daneben bleibt nur die Biomasse (Pellets etc.).
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