Baustoffe und Dämmstoffe aus Holzfasern sind bekannt. Nun ja, vielleicht nicht so sehr die Dämmstoffe aus Holzfasern. Da sind es eher expandiertes Polystyrol (Styropor) und Mineralwolle, die als Marktführer gelten. Aber im Bereich der Holzwerkstoffe führt kaum ein Weg an der Holzfaser vorbei. Flexibel anwendbar, günstig und in heimischen Gefilden gewachsen sind nur einige der Vorteile, die der Holzfaser ihre Daseinsberechtigung geben. Warum in aller Welt sollte man also versuchen, Holzfasern gegen Reisspelzen auszutauschen?
Wahrscheinlich, weil Reisspelzen in der richtigen Verarbeitung technische und/oder ökologische Vorteile gegenüber Holzfasern haben können. Und vielleicht, weil Reis weltweit in rauen Mengen angebaut wird und somit die für den Menschen unverdaulichen Hüllen der Reiskörner ebenfalls als nahezu unbegrenzt verfügbar gelten – jedenfalls in bestimmten Regionen dieser Welt. Bringt man diese beiden Argumente zusammen, hat man im Prinzip schon eine gute Basis für ein neues Produkt, das gegen eine Übermacht am Markt bestehen soll. Die Firma Resysta setzt auf jeden Fall viel auf ihre plattenförmigen Produkte aus faserverstärktem Hybridmaterial mit Reisspelzen.
Aber mehr dazu im Einzelnen…
Technisch gesehen scheint eine Kompositplatte mit Reisspelzen statt Holzfasern wirklich Vorteile zu haben. Geringe Wasseraufnahme liest man immer wieder über die Produkte. Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse wie Sonne, Regen, Schnee oder Salzwasser ist ebenso genannt. Risse und Splittern des Werkstoffes gehört der Vergangenheit an, Formbeständigkeit ist ein wichtiger Pluspunkt. Bei der Verarbeitung können Produkte aus Reisspelzen wie Holzprodukte gesägt, gebohrt, geschliffen, lackiert oder geölt werden. Durch seine thermoplastischen Eigenschaften kann das Material in viele beliebige Formen gebracht werden. Die Oberfläche ist rutschfest, dauerhaft gegen Pilze und UV-beständig. Ein sehr geringer Pflegeaufwand ist die Folge.
Über die technischen Vorteile hinaus will man sogar mit Produkten aus Wood Plastic Composites (WPC) konkurrieren können. Optik und Haptik entsprechen denen von hartem Tropenholz und Resysta fühlt sich nicht an wie Kunststoff. Im Gegensatz zu WPC, die zu großen Teilen aus Erdölprodukten bestehen, können Baustoffe aus Reisspelzen leicht rezykliert werden, indem das Ursprungsprodukt pulverisiert wird und so leicht in neue Formen gebracht werden kann. Plattenwerkstoffe aus Reisspelzen vereinen also die Vorteile von Tropenholz und WPC.
Einsatzgebiete gibt es dementsprechend viele. Furniere, Außenmöbel, Fensterverschalungen, Bodenbeläge und Schiffdecks, Hausfassaden, Badezimmer, Terrassen oder Poolbereiche sind genauso denkbar wie der Ersatz von Sperrholz bei der Schalung von Betonbauteilen. Auch Sandwichkonstruktionen in Kombination mit Glasfaser oder Hartschaumkern sind denkbar.
Resysta kann Platten in einer Dicke bis 50 mm bei einer maximalen Breite von 2 m produzieren. Die Herstellung erfolgt entweder im Extrusionsverfahren oder im Flachpressverfahren. Die Länge des Produktes ist dabei variabel. Vermischt werden für ‚das bessere Holz‘ 60 Prozent Reisspelzen, 22 Prozent Steinsalz und 18 Prozent Mineralöl.
Interessanter Bericht. Kann man denn dieses Dämmmaterial noch zu den ökologischen Baustoffen zählen? Die Frage stellt sich mir, weil ich hier einen Anteil von 18% Mineralöl sehe. Das ist doch sicher nicht ganz unproblematisch bei der Entsorgung, oder?
Denke ich auch. Aber man kann das Material ja offensichtlich recht problemlos wieder zu neuem Kompositprodukten rezyklieren.
Im Übrigen ist es weniger ein Dämmstoff als ein plattenförmiger Baustoff.
Wo kann man den RESYSTA kaufen??
Resysta scheint offensichtlich nur Lizenzen für die Produktion zu verkaufen und nicht selber zu produzieren. Ich würde da bei denen mal direkt anfragen, wo man Produkte bekommen kann: info@resysta.de
Dies war ein wirklich interessanter Bericht. Jedoch ist mir die Verarbeitung nicht ökologisch genug. Wir, die ENERG BAU, befassen uns mit Nachhaltigkeit und haben daher einen Baustoff entwickelt, der mit nur 10 Vol.%, 90% Holzspäne binden kann. Die daraus produzierenden Z-Steine lassen sich sehr einfach verarbeiten. Zudem ist das Bindemittel zementreduziert und besteht größtenteils aus Sekundärrohstoffen, wie Hüttensande und Steinkohlenflugaschen. Die Ergebnisse sind super. Wir planen die nächsten Versuche mit Humus, da wäre auch die Reisspelze sehr interessant.
Da wäre dann in der Tat ökologisch.