Nach der BAU ist vor der BAU. So oder so ähnlich wird das Fazit für mich dieses Jahr ausfallen. In zwei Jahren geht es dann wieder nach München, doch die Erwartungen sind nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht wirklich hoch. Technische Trends bestätigen sich im Guten wie auch im Schlechten, echte Innovation muss man ziemlich lange suchen und die Hallen werden leider nicht wirklich leerer. Aber immerhin gab es Licht am Ende des Tunnels.
Anders dürfte das Fazit für die Veranstalter aussehen, die mit über 250.000 Besuchern einen neuen Rekord aufstellen konnten. Sollte sich der diesjährige Besuchertrend fortsetzen, muss man sich allerdings etwas einfallen lassen, um die Besucherströme besser lenken und verteilen zu können. Eine erfreuliche Entwicklung war jedoch, dass knapp ein Viertel der Besucher aus dem Ausland kam und auch die Aussteller (gefühlt) internationaler wirkten. Das wertet den Status Deutschlands als interessanter Standort für Bauindustrie und Bautechnologie sicherlich auf.
Mein Produktpreis geht dieses Jahr ganz klar an die Firma maxit für ihr Mörtelpad. Das scheint eine ziemlich saubere Sache zu sein – die es ja auch sein soll, denn die Mörtelpads wurden unter anderem entwickelt, um die Staubbildung beim Anmischen des Mauerwerksmörtels zu reduzieren. Sie bestehen aus trockenem Leichtdünnbettmörtel, einem Glasfasergewebe und wasserlöslichem Schmelzkleber. Letzterer wird durch Bewässerung der Mauersteine und der Mörtelpads aktiviert. Maurerkelle ade!
Ein weiterer positiver Aspekt war der gezeigte Willen im Bereich der vorgehängten hinterlüfteten Fassaden (VHF), endlich wirkungsvoll gegen den Einfluss von Verankerungen auf Wärmeverluste vorzugehen. Immerhin können herkömmliche Konsolen und Befestigungen die wärmedämmenden Eigenschaften der in diesen Dämmsystemen verwendeten Dämmschichten um 30% und mehr verschlechtern. Die neuen Konsolen aus Kunststoff (meist Polyamid) stellen hier eine echte Verbesserung dar, solange man keine Einschränkungen im Bereich des Brandschutzes berücksichtigen muss.
Ein wenig überraschend kam für mich der große Fokus auf das Thema Building Information Modeling (BIM). Oder auch wieder nicht. Was in Großbritannien schon die Regel bei Bauprojekten ist, steckt in Deutschland immer noch in den Kinderschuhen. Wie die Aussteller zeigten, stehen die notwendigen Werkzeuge für die Arbeit mit BIM schon zur Verfügung. Gab es einen Stand in Halle C3, über dem nicht groß die Letter B-I-M prangten? Ich habe kaum welche gesehen. Und immerhin hat die Bundesregierung ja schon die ein paar Weichen in Richtung BIM gestellt. Mal sehen, wie sich das Thema entwickelt.
Etwas fassungslos stand ich der beharrlichen und sich sogar gesteigerten Präsenz von Reflex-Blasenfolien und Styroporlego-Betonierelementen gegenüber. Hiervon zählte ich auf meinem Rundgang 4 bzw. 5 Stände, die auch nicht einmal klein waren. Ich frage mich nur schon seit Jahren, wie sich diese Produkte unter den ihnen eigenen baukonstruktiven und bauphysikalischen Voraussetzungen überhaupt so lange auf dem Markt behaupten konnten. Vielleicht ist der mündige Bauherr doch noch nicht so aufgeklärt, wie er es sein sollte…
Schön fand ich die neue Ordnung in den Hallen, wenn es um die Zusammenfassung von Themen, Produkten und Materialien geht. Hier wäre in einigen Fällen sicher noch mehr möglich gewesen, aber es war schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Weniger schön war die Architektur vieler Messestände. Bei Schüco hat das zwar schon fast Tradition, aber immer mehr scheint vornehmlich nach dem Motto ‚höher bringt mehr‘ geplant zu werden. Nur fördert das nicht unbedingt die Übersichtlichkeit in den Hallen.
Auch sehr interessant war das Angebot an Vorträgen in diversen Foren. Vielleicht sogar etwas zu interessant, denn wenn man nur 1 oder vielleicht 2 Tage auf der Messe hat und sowieso schon damit kämpft, alle verabredeten Termine einhalten zu können, stellt sich schnell die Frage, wie man alles unter einen Hut bekommen kann. Messe Teil 1, Lieferantentreffen, Forum hier, Messe Teil 2, Mittag, Messe Teil 3, Forum da, Kundentreffen, Heimreise. Es gibt schlichtweg zu viel Input, als dass man sich durch die ausgestellten Produkte einfach mal inspirieren lassen könnte. Und das ist bei den bestimmt vorhandenen Möglichkeiten sehr schade.
Aber gut, nach der BAU 2015 ist vor der BAU 2017 und in zwei Jahren gibt es einen neuen Anlauf. Mal sehen, was bis dahin so alles passiert sein wird…
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