Spanplatten sollen nach den Sperrholzplatten der zweite Plattentyp sein, den wir hier in der Reihe Holzwerkstoffe näher betrachten. Spanplatten werden – ähnlich wie Sperrholzplatten – aus Holzspänen und Bindemitteln zu flachen Platten gepresst; daher auch der sinnvolle Beiname ‚Flachpressplatte‘. Der Einsatz von kostengünstigen Spanplatten ist besonders für die Beplankung von Bauteilen (Wand, Decke, Dach) im Holzbau, als Verpackungsmaterial und im Messe- und Möbelbau interessant. Spanplatten sind der am meisten produzierte Holzwerkstoff in Plattenform.
Spanplatten bestehen in der Regel zu 90 bis 97% aus Holzspänen, deren Ausrichtung im Unterschied zu Sperrholzplatten jedoch nicht einheitlich ist. Ökologisch gesehen macht sich der Einsatz eines nachwachsenden Rohstoffes, der zudem noch aus einheimischem Nadelholz gewonnen wird, vor dem Hintergrund der Schonung von Ressourcen natürlich besonders gut. Hinzu kommt, dass vornehmlich Restholz aus der Forstwirtschaft, aus der Industrie oder auch Gebrauchtholz verwendet wird, das als Rohstoff ansonsten nur sehr unzureichend genutzt würde.
Die Art des Bindemittels kann dabei genauso variieren wie der Gehalt. Am häufigsten werden Harnstoff-Formaldehyd-Harze (UF-Harze) als Bindemittel zum Verleimen der Späne und Fasern eingesetzt (ca. 90%). Emissionen des hierin enthaltenen Formaldehyds wurden im Laufe der Jahre kontinuierlich reduziert. Alle in Deutschland erhältliche Spanplatten müssen mindestens der Emissionsklasse E1 zuzuordnen sein, bei denen die Formaldehydabgabe aus dem Holzwerkstoff unter 0,1 ppm liegen muss. Das CE-Kennzeichen auf der Verpackung der Platten weist auf die Einhaltung dieser Grenze hin. Natürlich gibt es aber auch Platten, die frei von Formaldehyd sind.
Damit aus einem Baum eine Spanplatte werden kann, sind einige Verarbeitungsschritte notwendig, die sich jedoch seit der Erfindung der Platten vor knapp 80 Jahren kaum verändert haben. Im ersten Teil dieses Prozesses wird das Rohholz zunächst auf Länge der Späne gehackt, woraufhin es zerspant, getrocknet und gesäubert wird. Dann bringt man Leim auf den so entstandenen und nach Größe sortierten Spänen auf und streut die Mischung in die Pressanlage. Neben diesem Bindemittel können noch Wasser, Feuerschutzmittel oder andere zur Erzielung spezifischer Eigenschaften notwendige Substanzen beigemischt werden.
Die Späne werden mit Hilfe von Luftströmungen in der Regel so ausgelegt, dass ein Spanvlies mit drei bis fünf Schichten entsteht. Die äußerste Schicht (Deckschicht) besteht dabei fast immer aus relativ feinem Spanmaterial (< 1,5 mm), in der Mitte werden Späne in einer Größenordnung zwischen 1,5 und 4 mm verwendet. Feinere Späne im äußeren Bereich sind dabei gleichbedeutend mit einer besseren Oberflächenoptik. Der Übergang zwischen den Schichten innerhalb der Platte ist jedoch fließend. Dieser Spanvlies läuft bei 200°C bis 250°C durch eine Heißpresse, in der Platten ihre endgültige Dicke und Struktur erhalten. Während dieses Vorgangs ist es allerdings nicht ausreichend, dass nur das Bindemittel härtet. Zusätzlich müssen auch die Holzspäne durch die Hitze in einen plastischen Zustand gebracht werden, um diese bleibend verformen zu können. Sind die Späne der Platte gepresst, muss die so geformte Endlosplatte nach ausreichender Abkühlung auf die erforderlichen Abmessungen geschnitten werden. Die Ränder werden besäumt und eine Säge, die entsprechend der Pressgeschwindigkeit ausgerichtet ist, schneidet die Platten in Querrichtung auf die gewünschte Länge. Haben die Platten im rotierenden 'Kühlstern' Lagertemperatur erreicht, wird die Oberfläche der Platten von ihrer Presshaut befreit und die Platten erhalten ihre genaue Dicke. Durch die Verwendung ungerichteter und vergleichsweise kleiner Späne haben Spanplatten eine geringere Festigkeit als andere Holzwerkstoffplatten. Allerdings verleiht diese Inhomogenität den Spanplatten eine hohe Formstabilität, was sich speziell im Möbelbau sehr positiv auswirkt. Weitere Vorteile von Spanplatten liegen im geringen Preis, in den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sowie einer einfachen Be- und Verarbeitung. Beim Einbau solle man nur darauf achten, dass man geeignete Schrauben nutzt. Waren früher die Kennzeichnungen von Spanplatte durch die Kürzel V 20 (Innenraum), V 100 (Außenbereich) sowie V 100 G (mit Holzschutzmittel) üblich und bekannt, muss man sich heute als Nutzer entsprechend DIN 312 nach den folgenden Abkürzungen richten:
- P1 – nicht tragend, leichte Verkleidungen im Trockenbereich
- P2 – nicht tragend, Möbel- und Innenausbau im Trockenbereich
- P3 – nicht tragend, Feuchtbereich
- P4 – tragend, Trockenbereich
- P5 – tragend, Feuchtbereich
- P6 – hochbelastbar, Trockenbereich
- P7 – hochbelastbar, Feuchtbereich
Spanplatten werden typischerweise in Dicken zwischen 8 und 40 mm produziert, doch es können auch Produkte mit 2,5 mm oder 80 mm Dicke hergestellt werden. Anzumerken sei an dieser Stelle, dass dünnere Platten generell höhere Festigkeiten und E-Moduli in allen Richtungen aufweisen. In der Fläche sind die Abmessungen auf 6700 x 2500 mm begrenzt. Die Kanten der Platten der Platten können für eine bündige Verlegung mit Nut und Feder ausgerüstet sein.
Da Spanplatten ohne Behandlung der Oberfläche rau sind und recht ‚ungehobelt‘ daherkommen, können sie nicht in allen Fällen ohne weiteres als sichtbarer Werkstoff eingesetzt werden. Die Vielseitigkeit ihrer Anwendung kann aber beispielsweise für die Möbelindustrie, die der wichtigste Abnehmer von Spanplatten ist, durch Furniere wesentlich erhöht werden. Furniere gibt es unter anderem aus Kunststoff (Melamin, Laminat) oder aus Echtholz.
Finde den Blog und den Beitrag sehr hilfreich. Vor allem wenn man wie wir gerade im Umbau ist und Einiges in Eigenleistung erledigen möchte. Schaue gerne wieder rein!
Vielen Dank für die Blumen! So ein positives Feedback liest man immer gerne 🙂
Guter Text! Sehr lehrreich!:)
Danke für die Informationen, grade die Auflistung mit den Klassen ist sehr wichtig. Danke!
Danke für diesen Artikel!
Da waren einige Informationen dabei, die ich so nicht kannte.
Weiter so.
Toll, dass das Material nachhaltig ist. In der Firma meines Mannes nutzen sie Rundholz, dass sie einkaufen. So nutzen sie ebenfalls Überbleibsel.