Trends bei Wärmedämmverbundsystemen

Wärmedämmverbundsysteme werden hierzulande am häufigsten eingesetzt, um Außenwände von Häusern effektiv gegen Wärmeverluste zu dämmen. Das Prinzip dieser Dämmsysteme – kurz auch nur WDVS genannt und irreführenderweise unter dem Namen Thermohaut bekannt – ist sowohl bei Neubauten als auch bei Altbauten denkbar einfach. Im Neubau wird Dämmung in Plattenform auf der Außenseite der unverputzten Außenwand befestigt. Diese Dämmung wird dann mit einem Außenputz überzogen, in den ein Kunststoffgewebe als Armierung eingelegt ist und der am Ende gestrichen wird. Bei Altbauten kann die Wärmedämmung auch plattenweise auf dem vorhandenen Außenputz befestigt werden, so dieser denn ausreichend tragfähig ist. Ist die Dämmung angebracht, verfährt man mit Außenputz und Anstrich wie bei Neubauten. Das war’s schon, jetzt verliert das Haus nur noch einen Bruchteil der bereit gestellten Heizenergie durch die Wände und schont so Umwelt und Geldbeutel.

Doch ist es leider so, dass der Gesetzgeber im Laufe der Jahre immer mal wieder die Anforderungen an die Dämmqualität von Bauteilen, also auch Außenwänden, erhöht. In der Energieeinsparverordnung EnEV aus dem Jahre 2001 lag das Anforderungsniveau für Renovierungen noch bei einem U-Wert von 0,35 W/(m²K), in der EnEV von 2009 ist das Niveau auf einen U-Wert von 0,24 W/(m²K) angehoben worden. Die Anforderungen konnten 2001 noch mit durchschnittlichen Dämmstoffdicken von 8 bis 10 cm erreicht werden, 2009 lag diese Grenze dann schon bei 12 bis 15 cm. In der für 2012 angekündigten EnEV sollen die Anforderungen noch einmal um 30% verschärft werden. Für Neubauten ist es leider nicht mehr so einfach eine Anforderung für die Dämmstoffdicke von Außenwänden anzugeben, aber angemessene Werte liegen dort zur Zeit abhängig von der Wärmeleitfähigkeit der Dämmung bei etwa 20 cm.

Diese Steigerung der Anforderungen stellt natürlich auch neue Anforderungen an die Produzenten von Wärmedämmstoffen, denn viele am Bau Beteiligte – insbesondere Architekten – akzeptieren keine dicken Wände. Diese werden mit Burgmauern verglichen, wobei Fenster dann Schießscharten gleichgestellt werden. Die Konsequenz ist, dass Dämmung entwickelt werden muss, die immer geringere Wärmeleitfähigkeiten aufweisen, um schlanke WDVS liefern zu können. Es geht dabei ja nicht nur um die optische Wirkung der Wanddicke, sondern unter Umständen auch um die korrekte Einhaltung von Abstandsmaßen zu Nachbargrundstücken. Ist dieser Abstand geringer als die erforderliche Dämmstoffdicke, muss man auf ein teureres Material zurückgreifen, dass effektiver und damit dünner ist. Lothar Bombös, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Wärmedämm-Verbundsysteme (FV WDVS), dazu:

Immer mehr Auftraggeber wollen auch im Bestand auf Passivhausniveau kommen bzw. ein Nullenergiehaus realisieren. Bei unseren Mitgliedsunternehmen häufen sich die Anfragen zu Dämmstoffdicken über 20 Zentimeter.

Mittlerweile gehören EPS-Dämmstoffe mit einer Wärmeleitfähigkeit von 32 mW/(mK) oder Mineralwolle mit 35 mW/(mK) zum Standard bei der energetischen Sanierung von Fassaden, aber auch Phenolharz– und Polyurethandämmstoffe mit Wärmeleitfähigkeiten von 22 bis 28 mW/(mK) werden vermehrt eingesetzt. Hinzu kommen die hoch dämmenden Vakuumisolationspaneele (VIP), die in puncto Qualität und Leistung überzeugen, allerdings deutlich teurer sind als etablierte Systeme mit EPS und Mineralwolle. Dr. Wolfgang Setzler, Geschäftsführer des Fachverbandes WDVS:

Der Einsatz innovativer Systeme bis hin zu Naturstein- und Glasoberflächen wird in letzter Zeit häufiger nachgefragt. Die Umsetzung scheitert allerdings oft am hohen Preis dieser Systeme. Auch werden nach unserer Einschätzung noch mindestens fünf bis zehn Jahre ins Land gehen, bis diese (…) zur Marktreife kommen und sich anschließend in der Praxis bewährt haben.

Über die Verbesserung der Wärmeleitfähigkeit des eigentlichen Dämmstoffes hinaus wird von Seiten der Hersteller auch mit Hochdruck daran gearbeitet, höhere Materialkosten durch eine schnellere und damit günstigere Montage der Systeme mit Hilfe optimierter Komponenten auszugleichen. Hier ist Vermittlung neuer Technologien und Arbeitsabläufe in Seminaren das A-und-O, um Handwerker auf die Neuerungen vorzubereiten. Einen weiteren Trend sieht Setzler im Bereich der Innendämmung. Dies sei eine Lösung bei denkmalgeschützten und stark gegliederten Fassaden oder bei Grenzbebauung, wenn keine Außendämmung möglich ist. Auch zur Schimmelbekämpfung werde Innendämmung vermehrt eingesetzt.


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