Eigentlich ist zu diesem Thema ja schon oft und ausgiebig publiziert worden. Dieses ewige schwarz-weiß Gestammel selbst ernannter Universalgelehrter geht mir aber so langsam unendlich auf die Nerven. Da schlägt man im Urlaub mal die Zeitung auf (bzw. öffnet das entsprechende Portal im Netz, wie man das heute halt so macht) und schon findet man, diesmal in der Welt, irgendetwas Halbgares über Wärmedämmung. Sortieren wir doch mal…
Auf der einen Seite haben wir die Passivhaus– und Plusenergiefraktion, die einem beliebig häufig erklären, dass alles andere eh doof ist. Auf der anderen Seite sind die ewig gestrigen Dämmstoffnegierer, die für ihre kruden Ansichten offenbar ausreichend willige Redakteure finden, denen eine Schlagzeile wichtiger ist, als der zu vermittelnde Inhalt.
Dazwischen gibt es dann noch die KfW, deren Programme bisweilen mehr Verkaufsargument als (dank der vielen Randbedingungen) wirtschaftlich umsetzbar sind.
Und zwischen allem steht der geneigte Bauherr, der sich völlig verunsichert fragt, was er machen soll.
Was also?
Passivhäuser sind ambitionierte Gebäude, die mehr kosten, aber bei professioneller Planung auch mehr bringen. Glaubt man der Berichterstattung, so funktionieren Passivhäuser immer, wobei ich das bei der Qualifikation vieler Planer eher bezweifeln möchte. Gerade solche Projekte gelingen nur bei guter Planung und Ausführung. Und: solche Projekte gelingen auch nur, wenn der Nutzer mitspielt.
Plusenergiehäuser sind der letze Schrei. Sie sollen mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen. Dazu kommt Photovoltaik aufs Dach. Letztendlich wird also auch eine ungedämmte Bauernscheune zum Plusenergiegebäude, wenn die Photovoltaikanlage nur genügend groß ist. Auch hier gelingt ein nachhaltiges Hauskonzept also nur bei sinnvoller Fachplanung.
Überhaupt haben wir das Problem, das viele Gebäude unnötig teuer werden, weil Energiekonzept und/oder Energieberechnungen allzu häufig von Leuten erstellt werden, die besser die Finger davon ließen. Der Leitspruch früherer Jahre ‚Der Statiker macht den Wärmeschutz mit‘ läuft heute häufig ins Leere und kann für ein Einfamilienhaus schnell Mehrkosten von über 10.000 Euro bedeuten. Ich bitte ausdrücklich darum, dies nicht als Universalkritik zu verstehen. Es gibt auch genügend Ausnahmen – ein Sachverständigenstempel bedeutet nicht zwangsweise Sachverstand. Die Aussage zeigt aber ein Kernproblem in der Akzeptanz bauphysikalischen Arbeitens.
Was sagt uns das alles für das Thema Wärmedämmung?
Ich halte Dämmstoffdicken von mehr als 30 cm , die bei einem Passivhaus aufgerufen werden, für übertrieben und glaube auch nicht, das dies oft wirtschaftlich nachweisbar sein wird. Hier muss man immer auch ein wenig Idealist sein. Absolut arm dran ist aber der, der auf die Dämmstoffnegierer hereinfällt.
Auf Wärmedämmung kann man nicht verzichten, wenn man einigermaßen bezahlbare Heizkosten und eine schimmelfreie Wohnung haben will. Es kommt halt auf das richtige Maß an und auf das Gesamtkonzept in Zusammenhang mit der richtigen Anlagentechnik.
Überhaupt stellt sich mir die Frage, warum wir unbedingt Schlagworte wie ‚Passivhaus‘, ‚Effizienzhaus‚ oder ähnliches brauchen. Ein Universalkonzept gibt es nicht, weswegen ein energieoptimiertes Gebäude immer fallweise entwickelt werden muss. Der Bauherr muss sich damit wohlfühlen und den Kostenrahmen aufbringen können. Dies dürfen die Diskussionsführenden bei aller Lobbyarbeit und Egozentrik nicht vergessen!
Wir planen Gebäude, damit der Nutzer sich darin wohlfühlt. Selbstverwirklichung und Schlagwort-Journalismus sind hier absolut fehl am Platze.
Und wer nun wissen will, wie dick ich mir eine sinnvolle Dämmung vorstelle:
12 cm im Boden, 16 cm auf der Fassade und 20 cm im Dach sind für mich ein guter Einstieg in eine fundierte Fachplanung für ein energieeffizientes und wirtschaftlich darstellbares Gebäude.
Das wir damit nicht auf den politisch gewünschten Standard eines Niedrigstenergiehauses kommen, ist mir klar. Aber der ist in der jetzigen Form – ich wage mal eine Prognose – bis 2019 auch nicht wirtschaftlich umzusetzen weil viel zu teuer. Das wird noch spannend genug, wie die Politik sich da herausreden wird.
Ach ja: eine gut geplante und ausgeführte Fassade geht nicht planmäßig nach 20 Jahren kaputt. Wer aber an der Planung spart und auf eine fachliche Baubegleitung verzichtet, muss sich nicht wundern, wenn das ‚gesparte‘ einen irgendwann wieder einholt. Wer billig kauft, kauft doppelt oder hat eben hohe Folgekosten. Und wer auf Dämmung lieber verzichten möchte, der muss nicht 20 Jahre warten, bis der Schimmelpilz in den Ecken blüht.
Aber genug der Aufregung. Es geht nicht um die Dämmschichtdicke. Es geht um eine qualifizierte Fachplanung. Und wenn die durchgehalten wird, findet man auch energetisch UND ökonomisch sinnvolle Lösungen. Aber ohne eine ausreichende Dämmqualität der Gebäudehülle geht es definitiv nicht.
Ich bin zwar Verfechter von Passivhäusern und halte die von Ihnen favorisierten Dämmstärken für zu gering, aber dies ist endlich mal ein Kommentar, der sachlich mit dem Thema „Wärmedämmung“ umgeht. Es kommt vielmehr auf die Lösung von Details an.
Vor allem das Fazit kann ich unterschreiben „Es geht nicht um die Dämmschichtdicke. Es geht um eine qualifizierte Fachplanung“
Ich habe ja auch nichts gegen Passivhäuser ….. Wenn der Bauherr bereit ist für mehr Qualität auch mehr zu zahlen. Warum ich meine, dass meine Dämmschichtdicken vollkommen ausreichen, werden ich aber in meinem nächsten Beitrag gerne ausführlicher erläutern.