Weiterentwicklung der DIN V 18599

Gebäudezonierung nach DIN V 18599DIN V 18599 ist als Steckenpferd etlicher politisch aktiver Baufachleute, die sich vorrangig mit Energie beschäftigen, in letzter Zeit deutlich in die Kritik geraten. Nicht zuletzt trug die Weigerung der KfW dazu bei, Ergebnisse von Berechnungen nach DIN V 18599 als Grundlage für finanzielle Zuschüsse zuzulassen. Auf der einen Seite versuchen nun Hersteller von Software für Berechnungen, die den Vorgaben von DIN V 18599 entsprechen soll(t)en, Methoden und Kniffe zu entwickeln, wie sie ihre Programme besser und genauer rechnen lassen können. Auf der anderen Seite sorgen vorgenannte Bau-Politiker mit einer Novelle der DIN V 18599 dafür, dass für den Anwender alles einfacher wird. So auf jeden Fall der Plan.

Auf dem Symposium „Energieeffizient Bauen“ des BMVBS in Rahmen der BAU 2011 wurden nun einige Entwicklungen präsentiert, die in der Novelle der DIN V 18599 enthalten sein sollen:

Als Fortschritt ist hier sicherlich die Modifizierung der Zonierungsplanung zu sehen, nach der in Zukunft kleinere Flächen der „ähnlichsten Zone“ zugeordnet werden dürfen. Auch soll die Zuweisung opaker und transparenter Flächen entsprechend Konditionierung und Orientierung grundlegend vereinfacht werden. Für den Nachweis der Verwendung Erneuerbarer Energien wird es eindeutige Vorgaben geben. Stromeigennutzung, der Einsatz von LED-Leuchtmitteln und etwaige Gebäudeautomation werden dann auch berücksichtigt. Und voraussichtlich werden Primärenergiefaktoren geändert.

Der monatliche Ansatz von Luftwechsel und internen Gewinne für gewisse Gebäude ist allerdings als Rockschritt in der Nutzerfreundlichkeit zu werten. Lüftungsverhalten soll dabei allerdings in Nutzerprofilen abgelegt werden können und Luftwechselraten bei Fensterlüftung werden angepasst. Ebenso wird die Einbeziehung von Wärmeübertragung über das Erdreich präzisiert, was bisher gerne ein Problem darstellte. Auch wird die Methodik zur Erfassung kontrollierbaren Sonnenschutzes überarbeitet.

Luftvorwärmung über Erdreich oder Umluft kann in Zukunft berücksichtigt werden. Für den Fall der Kühlung von Wohngebäuden wird es ein vereinfachtes Berechnungsverfahren geben. Es werden neue Methoden zur Kühlung von Gebäuden wie solare und adiabate Kühlung, Erdreichkühlung oder regenerative Energien vorgestellt. Für multifunktionale Systeme werden Rechenregeln angegeben.

Auch im Bereich der Klimarandbedingungen wird es Änderungen geben. So werden variable Klimadaten eingeführt und reale(re) Innentemperaturen in Altbauten angesetzt.

Die Berücksichtigung von Anlagentechnik und Beleuchtung wird in Zukunft allerdings noch komplizierter. Hier werden von der Norm weitere obskure Stellschrauben und Voraussetzungen abgefragt, die der Anwender entweder nicht kennen kann oder die einen fragwürdigen Einfluss auf die ermittelten Ergebnisse haben (Stichworte: Temperaturgradienten in Hallen, Belastungsgrad von Heizflächen, Wartungsfaktor für Beleuchtung).

Die ersten Einblicke in die Novelle der DIN V 18599 sehen auf der bautechnischen Seite für mich durchaus viel versprechend aus. Allerdings gibt es Abzüge in der B-Note für die immer aufwändiger werdende Anlagentechnik inklusive Beleuchtung. Das alles wird die Durchführung von Berechnungen immer weiter in die Hände von Spezialisten treiben, die zukünftig einen immer wichtigeren Baustein in der Bauplanung darstellen. Hier sei aber die Frage erlaubt, ob dies die Kosten für einer Planung nicht unnötig in die Höhe treiben wird.

Wie auch immer. Am 18. Februar soll der Inhalt der erneuerten DIN V 18599 verabschiedet werden. Bis Juni 2011 werden Prototypen für Berechnungssoftware bereitstehen und ein Feldtest durchgeführt sein. Und bis September 2011 soll die DIN V 18599 dann als neue Ausgabe vorliegen.


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